CDs
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NEUES
AUS
DER
M U S I K W E L T
Jess Klein
BEHIND A VEIL
Blue Rose CD_____________________________(43}
Produzent Mark Addison alias
Professor Feathers sorgte einmal
mehr dafür, dass Jess Kleins Stim-
me bei Elegien („Wilson Street“),
Tragödien („Beautiful Child“) und
einigen an die „Rumours“-Ära von
Fleetwood Mac erinnernden Songs
ziemlich betörend klingt. In ge-
hobenen Americana-Kreisen outet
man sich ja schon seit einiger Zeit
gern als Fan der Pop-Qualitäten
von „Rumours“. Das Melodrama
„Mona“ schrammt kurzfristig ge-
fährlich nah die Grenze zu geho-
benem Kitsch. Dafür reiht sich Jess
Klein ansonsten sanglich in die
Klasse von Kolleginnen wie Shelby
Lynne und Allison Moorer ein.
F. Sch.
MUSIK ★
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KLANG ★
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Aftermath/Universal CD (auch als LP)
(78’)
Auf dem zum Sequel seines erfolg-
reichsten Longplayers deklarierten
achten Album knüpft ein selbster-
nannter Rap God aus Detroit bereits
im Opener „Bad Guy“ an seinen
Megahit „Stan“ an. „Rhyme Or Rea-
son“ basiert auf dem Zombies-Hit
„Time Of The Season“ von 1968. Mit
dem rockigen „Berzerk“ und dem
von Rihannas Gesang geprägten
„The Monster“ finden sich zwei
Charthits. Zwar reicht MMLP2 nicht
an den Vorläufer aus dem Jahr 2000
heran, denoch zeigt Eminem, unter-
stützt von Dr. Dre, Rick Rubin und
vielen weiteren Gästen, dass er sein
Pulver noch nicht verschossen hat
und immer noch zu den weltbesten
Rappern zählt.
wz
MUSIK
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KLANG
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JUDITH HOLOFERNES
ith Holofernes
EIN LEICHTES SCHWERT
Four Music/Sony CD
(46’)
In der 20 11 beschlossenen Pau-
se von Wir sind Helden wollte
sich Holofernes dem Müßiggang
hingeben, doch wie das halt ist,
wenn man nichts zu tun hat und
vor sich hinträumt: Schon sprudeln
die Ideen. Und so kam es, dass im
Schlaraffenland freien Assoziierens
auf einmal putzmuntere Solostücke
zwischen Indie, Cajun, Alt-Coun-
try, Rotzrock a la Rio Reiser und
60’s-Beat entstanden. Die Flausen
im Kopf mutierten gutgelaunt zu
Liedern über schüchterne Lieb-
haber („Hasenherz“), Musik als
Lebenshilfe („M.I.L.F“) und den
Alltag von Müttern („Pechmarie“).
So kann’s gehen, wenn man mal
faul sein will .
..
hake
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Die Toten Hosen
LIVE - DER KRACH DER REPUBLIK
JKP/Warner, 2 CDs (auch als LP erhältlich)
(118')
Die Düsseldorfer Punker sind längst
im Mainstream angekommen. Mit
ihrem
überraschend
erfolgrei-
chen letzten Album „Ballast der
Republik“ konnten sie neue Fans
rekrutieren und so ihr Repertoire
mit weiteren Gassenhauer-Songs
füllen. Mehr als 60 Konzerte spiel-
ten Campino & Co. anschließend
vor über einer Million Zuschauer;
das Infoblatt informiert über wei-
tere Tour-Superlative wie 88.752
getrunkene Bierflaschen sowie 400
verbrauchte Schlagzeugfelle. Live
sind die Toten Hosen am besten;
diese Doppel-CD überzeugt daher
schon allein durch die Energie und
das Feuer, das auch nach mehr als
30 Jahren nicht verloschen ist.
pb
MUSIK ★
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KLANG ★
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Neil Young
LIVE AT THE CELLAR DOOR
Reprise CD
(45’)
Auch als LP erhältlich
Knapp zwei Monate vor „Live At
Massey Hall“ 1970 in einem Club
in Washington mitgeschnitten, ist
„Cellar Door“ als Digest aus sechs
Konzerten frustrierend kurz. Die
denkwürdigsten sind die sechs
Aufnahmen, bei denen sich Neil
Young am Piano begleitet. Ohne
das
Jack-Nitzsche-Arrangement
gewinnt die „Unplugged“-Deu-
tung von „Expecting To Fly“ wie
das ebenfalls aus Buffalo-Spring-
field-Jahren stammende „Flying On
The Ground Is Wrong“ ganz neue
Qualitäten. Das zur Gitarre gesun-
gene „Bad Fog of Loneliness“ mutet
dagegen immer noch wie das Demo
eines erst fertig zu komponieren-
den Songs an.
F. Sch.
MUSIK ★
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KLANG ★
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Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
Diverse Musiker
BEST AUDIOPHILE VOICES V
Premium/Sieveking Sound XRCD
(61’)
Einer Folge aus der mit dieser Veröf-
fentlichung bereits fünfteiligen Serie
der „Best Audiophile Voices“ zu lau-
schen, ist wie „Traumschiff“ gucken:
eine Reise zu den sonnigen Gesta-
den der Musikwelt mit vorausseh-
barem Plot ohne Dramatik und laute
Töne sowie einem gehörigen Schuss
Kitsch. Einmal mehr hat das Label
von Kombak-Chef Tatsuo Kiuchi, der
mehr für sein Harmonix-Zubehör und
die Reimyo-Elektronik bekannt ist,
ein gutes Dutzend erstklassige Ge-
sangsnummern zusammengestellt,
die anschließend von den Victor
Studios (JVC) im elaborierten K2-
XRCD2-Prozess gemastert wurden.
Dass für die vor allem männliche
Hörerschaft der erlesenen, teuren
CD-Preziosen fast nur weibliche
Interpreten
der internationalen
Szene auftreten, hat ebenso Tra-
dition wie die Konzentration auf
Balladen. Eine harte Rocknummer,
und klänge sie noch so gut, wäre
auf den Edel-Samplern so fehl am
Platz wie ein Ölfleck auf einem Süd-
seestrand. Schnulzen mit Kuschel-
ambiente sind klar bevorzugt.
Erstklassige Sängerinnen und
gediegene Arrangements sorgen
dennoch für Niveau sowie die ab-
gesoftete Atmosphäre einer Luxus-
bar, in der auch James Bond gerne
seinen Feierabend-Martini nähme.
Dabei gelingt es Kiuchi durchaus
immer wieder, die eine oder andere
musikalische Perle zu fischen.
Wie auch immer: Die glasklar
tönenden, oft sparsam instrumen-
tierten Song-Pralines abends im
spärlich beleuchteten Zimmer aus
einer Top-Anlage perlen zu lassen,
ist tatsächlich ein Hörgenuss der
Extraklasse. So versetzt uns „Best
Audiophile Voices V“ einmal mehr
auf das Traumschiff berückender
Klänge und lässt uns bei leichter
Muse mit einem Drink in der Hand
über dessen Heck in den Sonnenun-
tergang blicken. Ich jedenfalls freue
mich schon auf die nächste Folge.
Matthias Böde
MUSIK
KLANG
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STEREO 2/2014 121